Hinter der Bezeichnung Ellbogendysplasie beim Hund, häufig mit ED abgekürzt, verbirgt sich eine unheilbare Erkrankung. Dennoch soll angemerkt werden, dass es gegenwärtig verschiedene Therapievarianten gibt. Diese bringen große Chancen auf Linderung und eine gute Lebensqualität des Hundes mit sich.
Die Ellbogendysplasie beim Hund manifestiert sich an den Vorderbeinen. Das Ellenbogengelenk ist die bewegliche Verbindung zwischen Unter- und Oberarmknochen. An dieser Position treten spezielle Fehlbildungen (Dysplasien) variierender Schweregrade auf.
Wie entsteht die Ellbogendysplasie beim Hund?
In erster Linie ist die erbliche Disposition für diese Krankheit verantwortlich. In diesem Zusammenhang führen Einflussfaktoren wie Überzüchtung sowie ein hoher Inzuchtfaktor durch unkontrollierte Inzuchtverpaarungen zu einer Begünstigung der erblichen ED. Erkrankt das Tier an HD, besteht die berechtigte Annahme, dass immer die Genetik Auslöser ist. Welpen erben HD nicht nur durch erkrankte Eltern. Auch deren Ahnen können dieses an die Würfe weitergeben. Hundezüchter müssen daher die Decktiere auf Ed (auch auf HD) testen, bevor die Verpaarung erfolgt. Da es jedoch viele Züchter gibt, die das nicht tun, sollten Sie als Interessent besonders sorgfältig vorgehen. Vertrauen Sie bitte nur einem verantwortungsvollen Züchter.
Durch ungünstige Zusammensetzung des Futters erkrankt ein hoher Prozentsatz von Hunden ebenfalls an Ellenbogendysplasie. Große, starke Hunderassen bedürfen ab dem 7. Lebensmonat einer anderen Futterzusammenstellung als kleine Rassen. Wird zu energie- und kalorienreiches Futter gegeben, wachsen die Tiere zu schnell. Das Knochenwachstum vollzieht sich dagegen langsamer. Erreicht ein Vierbeiner ein voraussichtliches Endgewicht von mehr als 35 kg, muss bereits im Jugendalter eine Umstellung des Hundefutters geschehen. Dabei empfiehlt es sich eiweißreduziertes Futter zu geben. Eine Über- sowie eine Unterversorgung der Hundebabys mit Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien führt zu einer gestörten Knochenbildung (Ossifikation). Infolge dessen entsteht eine Verknöcherung der normalerweise knorpeligen Gelenksanteile. Daraus resultiert neben ED meist auch eine vorzeitige Abnutzung der Gelenke (Arthrose) mit Arthritis. Über-, Falsch- und einseitige Belastung des Bewegungsapparates können außerdem eine Ellbogendysplasie beim Hund bedingen.
Was sind die Symptome von Ellbogendysplasie beim Hund?
Liebhaber und Züchter erkennen eine Ellenbogendysplasie an anomalen Bewegungsvorgängen. Diese werden durch krankhafte Veränderungen des Bewegungsapparates hervorgerufen. Oftmals zeigen die betroffenen Tiere eine Unlust, sich zu bewegen und leiden unter Morgensteifigkeit. Gerade anspruchsvolle und sehr komplexe Bewegungsabfolgen, bei denen die Vordergliedmaßen stark beansprucht werden, fallen zunehmend schwer. Das ist das Steigen von Treppen, das Erklimmen von Höhenunterschieden sowie das Springen. Diese Beeinträchtigung bezieht sich bei ED auf die Vorderbeine. Im weiteren Verlauf kommt es zu Lahmheit, zunächst vorübergehend, später anhaltend. Der Bewegungsdrang lässt merklich nach. Durch Knabbern und Lecken des erkrankten Gelenks zeigen die Hunde deutlich, wo es Beschwerden gibt.
Sie können neben dem Beobachten durch sanftes Tasten bemerken, dass ED eine erhöhte Berührungssensibilität, Schmerzen und ein Aufjaulen mit sich bringt. Visuell ist eine Fehl- beziehungsweise Schonhaltung typisch (Außenrotation der Pfote, Heranziehen des Vorderbeins an den Körper).
Wie erfolgt die Diagnostik der Krankheit?
Bereits bei einem etwaigen Verdacht auf eine Ellbogendysplasie beim Hund sollten Sie den Tierarzt kontaktieren. ED ist nicht auf die lange Bank zu schieben, weil diese Krankheit unbehandelt rasch fortschreitet.
Der Veterinär führte einmal eine Basisdiagnostik und zusätzlich eine sogenannte Differenzialdiagnostik durch. Grundlegend ist das Beschauen des Tieres, das Abtasten und die Schilderung der Symptome durch den Halter. Praktisch eine Anamnese. Danach wird der Vierbeiner einer Röntgenuntersuchung mit leichter Sedierung unterzogen. Das ist notwendig, weil das Tier in eine gestreckte Position gebracht werden muss. Sinnvoll ist oft eine Computertomografie, um detaillierte Anomalien zu sehen. Mit leichter Anästhesie lässt das CT eine ausgezeichnete Früherkennung zu.
Eine wenig belastende (minimal-invasive) Untersuchung ist die Arthroskopie. Die Ellenbogengelenke werde dabei mit einer Schlüssellochmethodik betrachtet.
Welche Formen kann die Ellenbogendysplasie des Hundes annehmen?
Im Unterschied zu HD liegen bei ED unterschiedliche Arten vor. Sie kann als Coronoid-Ellenbogendysplasie, als sogenannter isolierter Processus anoneus, als eine Form der Osteochondrose oder als Ellenbogeninkongruenz auftreten.
Bei der Coronoid-Erkrankung ist der am Ellenbogen befindliche Vorsprung eines Knochens oder dessen Knochenspitze betroffen. Bei der Osteochondrose handelt es sich um eine Störung des Wachstums von Knochen- und Knorpelgewebe. Ein isolierter Processus aneus oder Processus coronoideus liegt vor, wenn die Wachstumsfuge am dem Fortsatz am Ellenbogengelenk nicht verschlossen ist. Das Verwachsen der Fuge findet bis zum Alter von 20 Wochen statt. Während des Wachstums der Welpen oder Junghunde entsteht eine Passgenauigkeit zwischen dem Unterarmknochen mit Elle und Speiche sowie dem Oberarmknochen. Durch eine Beeinträchtigung dieses Vorgangs bilden sich an diesen knochigen Strukturen Absätze oder Stufen. Dann wird von einer Ellenbogengelenk-Inkongruenz gesprochen.
Welche Informationen entnimmt der Arzt den bildgebenden Aufnahmen?
Bildgebende Medizintechnik gewährleistet eine Darstellung feinster anatomischer Veränderungen. Charakteristisch für die Ellenbogendysplasie des Hundes sind Unregelmäßigkeiten an den Knochen und am Knorpel. Dazu gehören beispielsweise Verschleißerscheinungen (Arthrose). Aber auch eine zunehmende Verdichtung des Knochengebälks (Knochendichte erhöht) am Ellenbogen und unscharfe Begrenzungen des Gelenkvorsprungs oder Kronfortsatzes. Zudem werden manchmal sogar leichte Brüche oder Risse (Fissuren) sichtbar.
Was kann man zur Behandlung und Vorbeugung tun?
Die Therapie der Ellbogendysplasie beim Hund umfasst die konservativen und die chirurgischen Maßnahmen. Um die Beschwerden zu verringern, eignet sich bei ED die Reduzierung des Körpergewichtes. Aber auch physiotherapeutische Verfahren und die Verabreichung von Medikamenten durch das Maul oder durch Spritzen. Vordergründig sind nicht steroidale Antirheumatika und Schmerzmittel. Diese entzündungshemmenden und Schmerzzustände behebenden Arzneistoffe eignen sich als vorübergehende Behandlungen, die eher auf die Symptome bezogen sind.
Das Gewichtsmanagement spielt ebenso eine entscheidende Rolle. Es sollte dauerhaft sein. Außerhalb der Physiotherapie sind ausgewählte und individuell auf das Tier abgestimmte aktive und passive Aktivitäten ideal. Gerne auch bei einem ausgebildeten Physiotherapeuten oder Trainer. Das Anlegen von Ellenbogen- oder Schulterabduktionsbandagen sowie stützenden Gelenksorthesen sorgt für einen normalen Bewegungsablauf beim Gehen. Das Einreiben mit Gelenkgelen wird von vielen Hunden gerne angenommen. Viele ED-Hunde verabscheuen nasskalte Witterung, weil ihnen behagliche Wärme eher Wohlbehagen und Entspannung bringt. Ein wohlig warmes Plätzchen ist daher ideal. Eine enorme Entlastung für erkrankte Vierbeiner hinsichtlich der Schmerzen bieten orthopädische Liegeunterlagen oder Hundebettchen.
Zusätzlich dazu bietet das Spektrum an nicht chirurgischen Therapien Injektionen von Hyaluronsäure unmittelbar in das Gelenk. Weiterführende Behandlungen umfassen den Einsatz sogenannter autologer Blutmengen und Stammzellen aus dem eigenen Blut des Hundes beziehungsweise der Fettzellen. Haltern wird die Auswahl von Futtermitteln angeraten, die beispielsweise reich an Calcium sind. Ein Klassiker ist Hundefutter mit dem Extrakt der Grünlippenmuschel. Mit Glucosamin und Omega-3-Fettsäuren angereichertes Futter ist für Hunde mit Ellbogendysplasie therapeutisch und prophylaktisch optimal. Pflanzliche Zutaten oder Nahrungsergänzungsmittel mit entzündungshemmenden Effekten sind ebenfalls empfehlenswert.
Die Bewegungsbelastung sollte unter allen Umständen verringert werden. Für Hunde mit Ellenbogendysplasie stellt das Klettern und Springen sowie das abrupte Abbremsen bei schnellem Richtungsänderungen eine enorme Belastung dar. Diese kann das Fortschreiten der ED forcieren und dem Tier Qual bereiten. Vorteilhaft bei Ellenbogendysplasie ist das Schwimmen.
Die operative Behandlung der Ellbogendysplasie beim Hund
Die operative Behandlung der Ellbogendysplasie beim Hund schließt die mit einem Arthoroskop durchgeführte Entfernung des Processus coronoideus. Oder alternativ eine Coronoidektomie (Entnahme des Coronoids) ein. Ulnaosteotomien sind überwiegend bei Beseitigung einer Ellenbogenkongruenz unterschiedlicher Grade und Ausprägungen angezeigt. Die letztendliche Entscheidung für die Operation beruht auf dem Krankheitsbild des Hundes. Aber auch dem Zustand und dem Habitus des Tieres sowie auf der Ausprägung der Ellenbogendysplasie. Alle Behandlungen sind auf eine Verzögerung des Erkrankungsverlaufs und die Linderung der Beschwerden ausgerichtet.
Stimmt es, dass nur bestimmte Rassen betroffen sind?
Ja, leider gelten viele tolle Hunderassen als für die Ellenbogendysplasie prädestiniert. Die vermehrte Häufigkeit des Vorkommens dieses Krankheitsbildes ist vor allen Dingen bei großwüchsigen Tieren auffällig. Diese Hunde wachsen bereits im jugendlichen Alter rasch und weisen ein hohes Körpergewicht auf. Risikorassen für die Ellenbogendysplasie beim Hund sind Retriever, Berner Sennenhunde, Neufundländer, Bordeuaxdoggen, Rottweiler, Neufundländer, Deutsche Schäferhunde, Chow-Chows und Labradore. Nicht ausgenommen von der Ellbogendysplasie beim Hund sind einzelne Kleinhunde der Rassen Basset, Französische Bulldogge und Pekinese. Im Prinzip alle schnellwüchsigen Varianten.
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